„In Wien sehen die Beisln und die Kaffeehäuser vorschriftsmäßig so aus, als hätte es sie immer schon gegeben“ so die Autorin Eva Menasse. Nur nix ändern, keine Kreativhetze, keine Musikbelästigung, sondern gelassenes Genießen: Wiener Lebensart, die bewußt mit dem Antimodernen kokettiert.

 

Ein Paradebeispiel für diesen Trend ist das Weinhaus Pfandler im volkstümlichen Bezirk Meidling. 1954 eröffnet und nie umgebaut, stand es jahrelang leer. Bis Roman Pfandler das Bijou behutsamst renovierte und alles beließ: die minimalistische Fassade, die Lamperie, die umlaufende Holzverschalung der Wände, die Budel sprich: Comptoir mit dem kessen 50er-Jahre Schwung, den prächtigen Originaleiskasten und ein Detail, daß Wiener Restaurantkritiker regelmäßig in Verzückung geraten läßt: echte Resopaltische! Zu dieser Zeitreise passt die maschinengetippte Karte – ganz wie in Vor-EU-Zeiten.

 

Alles wie früher? Fast, aber im entscheidenden Punkt innovativ. Denn der Jungwirt legt höchsten Wert auf naturbelassene Produkte von kleinen Bäckern, Fleischhauern, Gemüsebauern mit Schwerpunkt Waldviertel und hat eine glasklare Produzentenliste beigeheftet. Entsprechend köstlich schmeckt Einfaches wie dunkles Bauernbrot mit Schnittlauch oder Liptauer-Aufstrich. Kompliment für den vorzüglichen reschen Hauswein aus Podersdorf im Burgenland. Mit 1,90 € pro Achterl ist man dabei, fürs perfekte Bratlfettbrot müßte man 2,30 € anlegen. Prasser könnten sich auch das mit Vorarlberger Bergkäse gratinierte Blunznbrot zu 4,40 € leisten oder sich gar marinierte Presswurst mit roten Zwiebeln zu 5,90 € teilen. Oder das knappe Dutzend offener Weine degustieren. Ein absoluter Lieblingsplatz!

 

Weinhaus Pfandler, Dörfelstr. 3A, 1120 Wien, www.weinhaus-pfandler.at